Im Jahre 1947, dem
Jahr der Unabhängigkeit, lebten 32,5 Millionen Menschen in
Pakistan. Heute wird von einer Einwohnerzahl um 140 Mio.
ausgegangen. Das jährliche Bevölkerungswachstum liegt bei etwa
2,7%.
Mit
durchschnittlich 185 Einwohnern pro km² hat Pakistan im
Vergleich zu Deutschland eine kleinere Bevölkerungsdichte, die
allerdings von Provinz zu Provinz sehr stark variiert. In
Belutschistan, der mit 347.190 km² größten Provinz und einem
großen Anteil an kargem Land, lebten 1998 laut Volkszählung 6,5
Mio. Einwohner. Dies entspricht einer Bevölkerungsdichte von 19
Einwohnern je km². Demgegenüber steht der 206.190 km² große
Punjab, die bevölkerungsreichste Provinz des Landes mit ca. 73,5
Mio. Einwohnern, was etwa 55% der Gesamtbevölkerung ausmacht. Im
Gebiet um die Hauptstadt Islamabad leben mehr als 550 Einwohner
je km².
Der
Anarkali-Basar in der 6-Millionen-Stadt Lahore, der
Hauptstadt des Punjab
Die Bevölkerung
Pakistans lebt zu über 35% in Städten. Wie überall in
Entwicklungsländern sind auch hier "Megastädte" im Begriff zu
wachsen. Mit 12 Mio. Einwohnern ist Karachi die größte Stadt des
Landes, in der zu 90% Zuwanderer leben, die aus Indien kamen
oder Landflüchtlinge sind.
Die Altersstruktur
setzt sich wie folgt zusammen: Die jünger als 15-jährigen machen
41% der Bevölkerung aus, mit 55% liegt der höchste Anteil der
Bevölkerung bei den 15- bis 64-jährigen. Fast die Hälfte der
Bevölkerung dürften demnach Kinder und Jugendliche unter 18
Jahren sein. Die über 64-jährigen stellen hingegen nur 4% der
Gesamtbevölkerung.
Die
Benachteiligung der Frauen schlägt sich wie in fast allen
südasiatischen Ländern deutlich im Geschlechterverhältnis
nieder: 952 Frauen stehen 1.000 Männern gegenüber.
Ethnische Zusammensetzung
Die ältesten Funde
menschlichen Lebens in dieser Region der Erde sind ca. 50.000
Jahre alt und stammen aus dem Soantal bei Rawalpindi. Die ersten
Belege für die Kultivierung von Land in Belutschistan, der North
Western Frontier Province (NWFP) und des Punjabs sind etwa 9.000
Jahre alt.
Pakistan ist ein
Vielvölkerstaat.
Die größte
Bevölkerungsgruppe sind die Punjabis, die auch im indischen Teil
des zwischen Indien und Pakistan geteilten Punjab leben.
Die Provinz Sindh
im Süden des Landes ist die Heimat der Sindhis. Die Pashtunen (Pathanen)
leben in den nordwestlichen Gebieten und auf der afghanischen
Seite der gemeinsamen Grenze.
Pakistanis in
Peshawar, der Hauptstadt der North West Frontier Province
Die ethnischen
Gruppen in Belutschistan lassen sich in Beluchen, Pakhtunen und
Brahui gliedern.
Die aus Indien
immigrierten Muslime und ihre Nachfahren werden als Mohajirs
bezeichnet. Sie sind vor allem in den an Indien angrenzenden
Provinzen ansässig, insbesondere in Karachi.
In jeder Provinz
gibt es Bevölkerungsminderheiten.
Aufgrund des
anhaltenden Bürgerkrieges im Nachbarland Afghanistan ist ein
Großteil der Flüchtlinge von dort in die NWFP, aber auch nach
Belutschistan, die Northern Areas und vereinzelt in anderen
Provinzen immigriert.
Die Angaben zu
Zahlen über die Muttersprache können als Bezugsgröße für die
ethnische Zusammensetzung verwendet werden.
Sprache
In Pakistan werden
mehr als 20 Sprachen gesprochen, die indischen, iranischen und
drawidischen Sprachfamilien zugeordnet werden.
Offizielle
Nationalsprache ist das Urdu, eine indoarische Sprache, die sich
aus dem Aufeinandertreffen des nach Südasien kommenden Arabisch
und Persisch und den lokalen Sprachen entwickelte. Die genauere
Bezeichnung Zaban-e-Urdu ist mit "Heerlagersprache"
übersetzt und weist auf ihren Ursprung in den Heerlagern der
muslimischen Eroberer hin.
Das Urdu, seit dem
16. Jahrhundert Hauptverkehrssprache Nordindiens, ist dem
heutigen Hindi sehr nahe, aber die arabischen und persischen
Einflüsse sind offensichtlich. Die frühere Verwaltungssprache
der islamischen Herrscher wird in persischer Schrift
geschrieben. Die gilt mit Ausnahme des Englischen auch für alle
anderen in Pakistan gesprochenen Sprachen. Dennoch wurde Urdu
vor der Unabhängigkeit Pakistans nicht im Gebiet des modernen
Staates gesprochen. Heute ist lediglich für ca. 8% der
Bevölkerung Muttersprache.
Punjabi, das der
indischen Sprachfamilie entstammt, wird von mehr als der Hälfte
der pakistanischen Bevölkerung gesprochen.
Es folgen die
Sprachen Sindhi, das für mehr als 20% der Pakistaner die
Muttersprache ist und, die offizielle Sprache der Provinz Sindh.
Ferner das Siraiki,
einer Mischvariante von Punjabi und Sindhi, das von ca. 10% der
Bevölkerung im Grenzgebiet zwischen Punjab und Sindh gesprochen
wird.
Die Volksgruppe
der Pashtunen spricht vor allem Pashtu - ca. 8% der
Gesamtbevölkerung. Weitere lokale Sprachen und Dialekte machen
ca. 8% aus.
Die
Namensgleichheit der Sprachen mit den Provinznamen ist jedoch
nicht immer deckungsgleich; so wird Urdu vor allem in Karachi (Sindh)
gesprochen.
Englisch fungiert
als "lingua franca" der pakistanischen Elite und wird als
Geschäfts- und Bildungssprache sowie in den staatlichen
Ministerien angewandt. Die Verfassung sieht eine Ablösung durch
das Urdu vor. Als Bildungssprachen sind durch den Islam auch
Arabisch und Persisch als Literatursprache verbreitet.
Religion
Das Gebiet des
heutigen Pakistan ist reich an religiöser Geschichte. Hier
entstand der Brahmanismus, der sich zum Hinduismus
weiterentwickelte. Der Buddhismus erlebte im Industal eine
Blütezeit und die Schule der Mahayana (Großer Wagen)
wurde dort gegründet. Vor knapp 500 Jahren entstand im Punjab
unter Guru Nanak die Religion der Sikhs.
97% der
pakistanischen Bevölkerung sind Muslime. Zwei Drittel bekennen
sich zum Islam sunnitischer Prägung, das andere Drittel gehört
der schiitischen Glaubensrichtung und kleineren Sekten an, wie
z.B. den Ahmadiyya. (s. auch:
Muslimische Strömungen im modernen
Pakistan)
Christen, Hindus,
Sikhs sowie wenige Parsen, die Anhänger Zarathustras, und
Buddhisten bilden mit 3% die "anderen Religionen".
Der erstmals im 8.
Jahrhundert von Arabien auf den Subkontinent gelangte Islam ist
Staatsreligion und das islamische Recht, die Sharia, stellt die
Grundlage des Justizsystems dar. Offiziell besteht
Religionsfreiheit, doch werden die bereits erwähnten Ahmadiyya
vom Staat nicht als Muslime anerkannt und sind Repressalien
ausgesetzt. Bei Parlamentswahlen wird nach Religionen getrennt
gewählt.
Zentrum des
religiösen Lebens sind die Moscheen. Die größten Moscheen des
Landes sind die Faisal Moschee in Islamabad, sowie die aus der
Mogul-Zeit stammende Badshahi-Moschee in Lahore. Beide Moscheen
gehören zu den größten der Welt. Die moderne Faisal-Moschee,
wurde mit finanzieller Hilfe aus Saudi Arabien und der Türkei
erbaut.
Die
Badshahi-Masjid in Lahore, deren Innenhof 100.000 Gläubigen
Platz bietet
Die mystische
Richtung des Islam, der Sufismus, nimmt im religiösen Leben
vieler Pakistaner eine wichtige Rolle ein.
Die unzähligen
Schreine überall im Land, die den "Heiligen Männern" gewidmet
sind und Pilgerer von überall anziehen, sind als soziale Zentren
etabliert.
Der Kern des
sozialen Lebens ist die Familie, die im allgemeinen eine
Großfamilie ist. So bekommt eine pakistanische Frau im
Durchschnitt 4,91 Kinder (1998), womit das Land weit über dem
südasiatischen Durchschnitt liegt.
Die Regierung
verdeutlicht durch Familienplanungsprogramme, die auch eine
verbesserte Bildung miteinbeziehen, die Dringlichkeit einer
Senkung der Geburtenzahlen.
Traditionell ist
der Mann in einer Großfamilie Familienoberhaupt. Pakistanischer
Auffassung zufolge ist eine Hochzeit nicht nur die Verbindung
zweier Menschen sondern auch zweier Familien. Beide Familien
sind an den Vorbereitungen zur Hochzeit beteiligt und schließen
einen Heiratsvertrag ab. Die Hochzeitsrituale gestalten sich
sehr traditionell.
Der tonangebende,
zumeist älteste Mann der Familie spielt eine wichtige Rolle. Er
nimmt entscheidenden Einfluß auf das Leben seiner
Familienmitglieder, auch wenn Frauen durch die Modernisierung
mehr und mehr Mitspracherecht und am öffentlichen Leben,
zumindest in vielen Städten, teilhaben.
Nach islamischem
Recht ist es einem Mann erlaubt bis zu vier Frauen zu heiraten,
sofern er alle gleichwertig behandeln kann; doch nur sehr wenige
Männer in Pakistan haben mehr als eine Ehefrau.
Noch in jüngster
Vergangenheit kam es zu sog. "honour killings", bei denen
Ehefrauen von ihren Familien zur "Rettung der Familienehre"
ermordet wurden.
Alte Menschen sind
sehr geachtet und werden mit Respekt behandelt. Obwohl die
Modernisierung der vergangenen Jahrzehnte die gesellschaftlichen
Unterschiede zum großen Teil verändert hat, sind weiterhin
Mitglieder der traditionell einflußreichen
Großgrundbesitzerfamilien in allen wichtigen Schlüsselstellungen
des Landes vertreten.
Bildungs- und Gesundheitswesen
Zur Unabhängigkeit
konnten nur etwa 15% der Menschen lesen und schreiben. Heute
sind es nicht mehr als 40%, dabei gibt es bei der
Alphabetisierungsrate ein enormes Ungleichgewicht zwischen
Männern und Frauen. So liegt die der Männer mit 50 % doppelt so
hoch wie die der Frauen.
Der Unterschied
zwischen Stadt und Land ist von Bedeutung, so besteht bei Frauen
auf dem Land oft eine unter 5% liegende Alphabetisierungsrate.
Der staatlichen Definition zufolge gilt derjenige nicht als
Analphabet, der es versteht, seinen Namen zu schreiben und zu
lesen.
Nur etwas mehr als
2% des pakistanischen Haushaltes werden für Bildung ausgegeben,
obwohl das Land im südasiatischen Vergleich eine
überdurchschnittlich hohe Analphabetenrate aufweist. Wenngleich
die Verfassung allgemeine und kostenlose Bildung garantiert, ist
die Realität doch weit entfernt von einer allgemeinen
Schulpflicht.
Sofern überhaupt
Schulen vorhanden sind, decken diese, insbesondere in den
ländlichen Gebieten, im Hinblick auf Ausstattung und
Wissensvermitlung allenfalls Grundbedürfnisse. Lehrer sind oft
schlecht ausgebildet. Viele Schulen bestehen lediglich auf dem
Papier um in den Genuß staatlicher Mittel zu kommen.
Weniger als ein
Drittel der Jungen und sogar nur ein Fünftel der Mädchen
besuchen nach dem Abschluß der Grundschule weiterführende
Schulen. Das Berufsschulwesen steht mit 94.000 (1995) Schülern
auf den 687 Secondary Vocational Institutions noch am
Anfang seiner Entwicklung.
Insgesamt ist es
kaum verwunderlich, daß wohlhabendere Familien Privatschulen den
staatlichen Schulen vorgeziehen, obwohl sich die soziale
Polarisierung dadurch noch verschärft.
Die größten
wissenschaftlichen Einrichtungen sind die jeweils zwei
Universitäten in Lahore und Karachi, die beiden Hochschulen in
Hyderabad und die Landwirtschaftliche Universität von Faisalabad.
Trotz aller
Schwächen des Bildungswesens wird in Pakistan Bildung als
wichtigster Aspekt im Hinblick der Öffnung für neue
Möglichkeiten und das Anheben des Lebensstandards betrachtet.
Auch im
Gesundheitswesen steht Pakistan im internationalen Vergleich als
eines der Schlusslichter da. Nur ein 1% des Staatshaushaltes
fließen in die medizinische Versorgung der Bevölkerung.
Einige Zahlen
veranschaulichen den Zustand des Gesundheitswesens: Auf einen
Arzt fallen ca. 1.900 Einwohner, auf eine Krankenschwester
kommen ca. 5.700 Menschen, und ein Zahnarzt ist für ca. 50.000
Pakistaner zuständig.
Der Unterschied
zwischen städtischer und ländlicher Versorgung ist auch hier
gravierend. Es fehlt insbesondere auf dem Land an Ärzten. Die
Bevölkerung ist daher noch in hohem Maße auf die
Selbstversorgung durch traditionelle medizinische Praktiken
angewiesen.
Durch unsaubere
Lebensmittel, verschmutztes Trinkwasser, unhygienische
Verhältnisse sowie mangelnde gesundheitliche Aufklärung und den
akuten Mangel an Ärzten ist Unterernährung weitverbreitet.
Pakistan erreicht eine der höchsten Kindersterblichkeitsraten
weltweit.
Bei 85% aller
Geburten handelt es sich um Hausgeburten, die oft von
ungelernten und unerfahrenen Helfern begleitet werden.
Landesweit stirbt jedes zehnte Kind innerhalb des ersten
Lebensjahres.
Herz- und
Kreislaufkrankheiten, Tuberkulose, Krebs, Hepatitis,
Durchfallerkrankungen und Cholera sind weitere Folgen der
genannten Mißstände. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag
1999 bei 59 Jahren.
1995 gab es
offiziellen Angaben zufolge 823 Krankenhäuser mit 85.552 Betten.
Darüber hinaus gab es etwa 4.600 "Basic Health Units" sowie 500
ländliche Gesundheitszentren (1994). Von diesen verfügen nahezu
die Hälfte nicht über fließendes Wasser oder über eine
Kanalisation.
Während viele
pakistanische Ärzte nach ihrer Ausbildung ins Ausland gehen,
finden sich manche doch zu gemeinnützigen Initiativen zusammen,
wie z.B. der bekannten Edhi Foundation, ohne deren Arbeit
das Gesundheitssystem wahrscheinlich längst zusammengebrochen
wäre.
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